Der Augenblick, der verweilt, ist nicht Zeit, sondern Ewigkeit.

Faust x Irrealis


Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!
14492 Verse später...

Zum Augenblicke dürft' ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß' ich jetzt den höchsten Augenblick.
Darum...

Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.
Denn...

Dasein ist Pflicht,
und wär's ein Augenblick.
Also...

[...] lies Goethes «Faust» - da ist Nahrung für jeden denkenden und empfindenden Menschen, der noch mehr erstrebt als das Zwei mal Zwei ist Vier der hausbackenen Alltäglichkeit. (Rudolf Steiner)





Faustlesen, innewerden.

22 years later

Allgemeiner Aufruf zur Relektüre des FAUST.
Oder Erstlektüre.
Oder Anschauen.
Am Besten im Theater.

Warum?
(Falls es denn einen Grund bedürfe für die Suche nach dem, was auch immer der Mensch sein mag.)
In der Hoffnung, die Phantasie vermag „Disproportion unseres Verstandes zu der Natur der Dinge“ zu überwinden, denn „[w]enn durch die Phantasie nicht Dinge entständen, die für den Verstand ewig problematisch bleiben, so wäre überhaupt zu der Phantasie nicht viel.“
Also viel lieber der „Naturlangsamkeit“ mit Lesen frönen, weil „[m]an weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.“
(Zitierungen nach Goethe himself.)

Und natürlich in der Hoffnung eine Antwort auf die Frage zu finden, „was die Welt / Im Innersten zusammenhält“:



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